So heftig erwischte die Omikron-Welle Deutschlands Kitas

In der Omikron-Welle der Corona-Pandemie sind viele Kitas in Deutschland schwer getroffen worden. In einigen Bundesländern waren in der Spitze bis zu einem Drittel der Kita-Gruppen geschlossen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die uns vorliegt. Linken-Abgeordnete Reichinnek kritisiert Hilfen für ärmere Familien so unzureichend, dass sie Familien in Gefahr brächten.

Die Corona-Pandemie hat in Deutschland für erhebliche Ausfälle bei der Kitabetreuung gesorgt. Das zeigt eine Antwort des Arbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Heidi Reichinnek, die uns vorliegt.

Vor allem die jüngste Omikron-Welle hat Kinder und Kitas getroffen. Bundesweit mussten laut Ministerium im Januar zehn Prozent und im Februar 13 Prozent aller Kita-Gruppen in Deutschland aufgrund von Corona-Ausbrüchen geschlossen werden. Im Dezember und November waren es noch fünf beziehungsweise vier Prozent gewesen; in den Vormonaten zwischen null und zwei Prozent.

In einigen Bundesländern gab es noch mehr Schließungen. So waren im Januar in Bremen über ein Drittel aller Kita-Gruppen aufgrund von Corona-Fällen zeitweise geschlossen. In Thüringen waren es im Februar fast ein Viertel aller Gruppen; in Berlin waren es im Januar und in Hessen im Februar jeweils ein Fünftel. Die Zahlen beruhen auf Angaben von 4.155 Kitas, die an der vom Deutschen Jugendinstitut und vom Robert Koch-Institut durchgeführten Corona-Kita-Studie teilgenommen haben.

Linke-Politikerin Reichinnek wirft Bundesregierung Gefährdung von Kindern vor

Nach wie vor erhalten in der Pandemie mehr Familien mit geringem Einkommen vom Staat einen Kinderzuschlag von monatlich bis zu 209 Euro. Waren es im Dezemner 2019 – also vor der Pandemie – noch knapp 300.000 Kinder, für die der Zuschlag gezahlt wurde, sind es laut Antwort des Arbeitsministeriums mittlerweile über 680.000 Kinder.

Die Linke-Abgeordnete Reichinnek, Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik ihrer Fraktion, wirft der Bundesregierung angesichts dieser Zahlen vor, Kinder in der Corona-Pandemie zu gefährden. Die Pläne für einen neuen Kindersofortzuschlag von 20 Euro, nennt sie „nicht nur respektlos, sondern tatsächlich gefährlich.“ Die Linke fordert, den Zuschlag rückwirkend zum Januar auf 100 Euro monatlich zu erhöhen. „In einem reichen Land wie Deutschland darf kein Kind in Armut aufwachsen“, sagt Reichinnek. „Wer mit Armut kalkuliert, wie es mit den Hartz IV-Gesetzen und anderen Initiativen der Fall ist, riskiert psychische Auswirkungen auf Kinder, die dem schutzlos ausgeliefert sind.“

Das Ministerium nennt auch Zahlen zur psychischen Belastung von Kindern, allerdings für die Zeit vor Corona. Zwischen 2014 und 2017 waren laut einer repräsentativen Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) 16,9 Prozent der 3 bis 17-jährigen in psychisch auffällig. „Kinder und Jugendliche, die in Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status aufwachsen, sind signifikant häufiger von psychischen Auffälligkeiten betroffen als Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch bessergestellten Familien“, schreibt das Arbeitsministerium.

„Die Bekämpfung von Armut hat also auch direkte Folgen für die Gesamtgesellschaft und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die Corona-Pandemie hat das auf brutale Weise bestätigt“, sagt Reichinnek. „Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen psychischer Auffälligkeiten unter Kindern und Jugendlichen gerade in Haushalten mit geringem Einkommen explodiert sind.“

 

 

Datum: 09.04.2022
Portal: Business Insider
Anlass: Pläne der Bundesregierung zur Streichung des § 219a